Oldtimerlackierung: Spezialisten gefragt


Bericht in der Clubzeitschrift des PORSCHE 356 Clubs Deutschland S-AU 356 im Dezember 2010


Die Qualität der Oberfläche ist ausschlaggebend für die Wahrnehmung einer Form
Ob ungeschminkt oder lackiert – die Oberfläche beeinflusst Anmut, Funktion und Bedeutung eines Objektes. Jeder Oldtimerbesitzer steht irgendwann vor der Entscheidung, sein Fahrzeug neu lackieren zu lassen, wenn der Lack unansehnlich geworden oder beschädigt ist. Weil sowohl bei der Lackierung als auch bei der Lackpflege viele Fehler gemacht werden können, hat der Typenreferent unseres Clubs, Bernd von Nolting, einen Informationsnachmittag für die Clubstammtische Frankfurt und Rhein-Nahe in einer Speziallackiererei für Oldtimer vorbereitet und organisiert. Das riesige Interesse vorher und die anschließende positive Resonanz veranlassen uns, über diesen Informationstag etwas ausführlicher zu berichten.

Qualität und Nachhaltigkeit
Wichtig war es den Veranstaltern, die über 25 Teilnehmer für das Thema Lack zu sensibilisieren. Dazu trug die fachlich fundierte Moderation von Herrn von Nolting und das Spezialwissen von Herrn Kalan, Produktmanager der Firma Sikkens, bei. Er ist ein ausgewiesener Spezialist für Oldtimerlackierungen. U. a. hat er für PORSCHE Classic Systeme für Oldtimerrestauration entwickelt. Schritt für Schritt wurde an extra von Herrn Gräff angefertigten Fahrzeugteilen der Aufbau einer perfekten Lackierung erklärt. Dabei besonders wichtig ist die Grundierung mit Epoxid, das z. B. auch bei der Lackierung von Schiffen und Flugzeugen eingesetzt wird, um die Karosserie optimal zu schützen und um die beste Grundlage für einen perfekten Lack zu erreichen. Grundierung und ausreichend Füllerschichten sind entscheidend für einen langfristigen Schutz. Erst die letzte Schicht bringt zuletzt die gewünschte Farbe auf die Karosserie. Insgesamt sollte die Dicke aller Schichten nur 500 bis 700 µ betragen. Dabei gilt die Regel: je weniger desto besser. Denn je dicker eine Lackschicht, um so größer die Gefahr, dass sich durch Temperatur- und Umwelteinflüsse Risse im Lack bilden.

Originalfarben
Es ist heute fast unmöglich, einen Originalfarbton zu recherchieren, da alle Lacke am Wagen, ob offen oder verdeckt, im Laufe der Jahre die Farbe verändern. Hilfreich bei der Recherche ist dabei das umfangreiche Farbarchiv der Firma Sikkens, die seit Mitte der 50er Jahre alle Farbtöne dokumentiert und seit den 60er Jahren nach Nuancen archiviert hat. Herr Kalan wies darauf hin, dass die Kompetenz des Lackherstellers und die Erfahrung und Ausstattung des Lackierers für die Qualität des Lackes entscheidend sind. Dies gilt sowohl für die Schutzfunktion als auch für die authentische Farbe des Lackes. Nur wenn beide optimal zusammen arbeiten, ist das gewünschte Ergebnis erreichbar. Herr Gräff hat, um das optimale Ergebnis auch am Unterboden erreichen zu können, zwei Spezialanfertigungen (siehe Foto oben) bauen lassen, auf denen er die 356er-Karosserie stufenlos drehen kann. So ist es z. B. möglich, die Unterbodenlackierung exakter auszu-führen als bei der Lackierung „über Kopf“.

Fahren in seiner schönsten Form und bestem Lack
Steigende Preise für die Lösungsmittel haltigen Zweikom-ponentenlacke  und eine effektive Arbeitszeit von 120 Std. bis 150 Std. finden sich in der Kalkulation wieder. Der gezeigte Aufwand und die richtigen Materialien sind nicht für 5.000 € zu haben. Das kann aber auch für den qualitätsbewussten Oldtimerbesitzer keine entscheidende Rolle spielen, wenn Nachhaltigkeit und Authentizität im Vordergrund stehen. 
Nicht nur auf den Lack, sondern gerade auf den Lackierer, seine Erfahrung, sein Know How und seine technische Ausstattung kommt es an, wenn die neue Lackierung langlebig und schön werden soll. Ungern möchte der Fahrer eines 356er jahrelang mit einer zweitklassigen Lackierung leben bzw. fahren. Inzwischen hat Herr Gräff schon zahlreiche PORSCHE 356 lackiert. Die Liste seiner Kunden und deren Zufriedenheit überzeugen.

Neu eröffnet: Das PORSCHE 356 Farbstudio

Gemeinsam mit Herrn von Nolting hat Herr Gräff ein einzigartiges Studio mit Modellen des PORSCHE 356 im Maßstab 1:18 eingerichtet. Alle Modelle sind von ihm mit Originalfarbe lackiert. Statt auf einer kleinen Pappkarte sieht der Interessent die Farbwirkung auf allen Flächen und Rundungen und kann diese bei allen Lichtverhältnissen testen. 
So ist es ihm nach intensiven Recherchen zusammen mit Herrn von Nolting gelungen, die sehr seltene Farbe „gletscherweiss“ für einen Carrera exakt zu bestimmen und zu lackieren. Übrigens: Zu den  umfangreichen Serviceleistungen von Herrn Gräff zählt auch ein Hol- und Bringservice des Oldtimers innerhalb der Bundesrepublik.

Fazit
Oldtimerbesitzer interessieren sich zunehmend für einen optimalen Schutz und eine authentische Farbgebung ihres Fahrzeuges. Dieser Informationsnachmittag hat sich für die mehr als 25 Teilnehmer gelohnt. Alle Fragen zur Lackierung und zur Lackpflege wurden kompetent von den Referenten beantwortet. Besonderen Dank an die Organisatoren und exzellenten Referenten der Veranstaltung, Herrn von Nolting, Herrn Gräff und Herrn Kalan. Besonderen Dank gilt  Frau Gräff und ihrem Team für die tolle Bewirtung. Diese Veranstaltung kann allen interessierten Club-Stammtischen empfohlen werden.

 Oldtimerlackierung: Spezialisten gefragtOldtimerlackierung: Spezialisten gefragtAufbau einer optimalen Lackierung: EP-Grundierung, PE- Füller, Isolationsfüller und Zweikomponentenlack14 Modelle in Originallackierung, 10 weitere Farben in VorbereitungViele Fragen, professionelle Antworten, begeisterte TeilnehmerExpertenrunde: B.v.Nolting, T. Kalan, Frau und Herr Gräff